Berberitze

Berberitze (Berberis vulgaris)

Mit der Berberitze verbinde ich viele Kindheitserinnerungen. Sie stand am Wegesrand – auf dem  Weg zur Volksschule. Von den Beeren zu naschen war für uns Kinder ein besonderer Reiz, ein ‚erfrischendes‘ Erlebnis, teilweise sogar eine Mutprobe, denn sie waren sauer,  saurer als ‚saure Drops‘, die es heute in den Geschäften als Kauspaß zu kaufen gibt.

Was ich damals noch nicht wusste: Die Früchte sind sehr vitaminreich und werden milder und bekömmlicher, je reifer sie sind. Ebenfalls verborgen blieben mir die vielen weiteren positiven Eigenschaften von diesem bemerkenswerten Gehölz.

Natürlicher Standort

In der Natur ist unsere heimische Berberitze auf sonnigen, trockenen, auch steinigen Böden am  Waldrand, in Hecken und im lichten Wald zu finden - bis in eine Seehöhe von ca. 2000 m.

Optisch beeindruckend

Der dornenreiche Strauch wächst kompakt und dichttriebig mit bogig nach außen hängenden Zweigen und erreicht durchschnittlich eine Höhe von 2 m. 

Mit ihrer schönen Wuchsform und des sich im Jahresverlauf mehrfach wandelnden Erscheinungsbildes setzt die Berberitze im Garten beeindruckende optische Akzente.

Ausgesprochen dekorativ ist sie im Frühjahr, von Mai bis Juni, wenn ihre prächtig, leuchtend gelben ‚Blütentrauben‘ erscheinen. Ab September beginnen die essbaren, länglichen roten Früchte zu reifen. Werden sie nicht geerntet, bleiben sie bis in den Spätwinter hinein am Strauch und sind auf diese Weise sowohl eine Zierde für den Garten als auch eine natürliche Nahrungsquelle für die Tierwelt. Und als wäre das alles noch nicht genug, verschönert die Berberitze uns die Herbsttage zusätzlich durch ihre leuchtend gelb-orangerote Blattfärbung.

Ein Schmuckstück mit Nutzen

Wer im Garten also ein Gehölz pflanzen möchte, das nicht nur ‚Schmuck‘ ist, sondern sowohl für uns als auch für die Tierwelt einen Nutzen bietet, ist mit der Berberitze gut beraten. Egal ob in Einzelstellung oder in Kombination mit anderen Gehölzen, sie ist vielseitig verwendbar und immer ein Blickfang. Sehr gut geeignet ist sie auf Grund ihres dichten Wuchses und ihrer Schnittfestigkeit auch als Schnitthecke. Im Herbst verliert sie zwar ihre Blätter, das dichte Geäst wehrt aber sogar im Winter Blicke ab und bietet einen effizienten Sichtschutz.

Anspruchslos, zäh und pflegeleicht

Die Berberitze mag am liebsten Sonne und gedeiht prächtig auf trockenen, kalkhaltigen und sehr gerne auf mageren Böden – sogar auf Extremstandorten. Sie ist aber enorm tolerant und kann daher auch in mäßig feuchte Böden gepflanzt werden. Für ein optimales Wachstum bevorzugt sie einen sonnigen bis max. halbschattigen Standort. Nicht geeignet sind Standorte mit Staunässe und Schatten!

Die robuste Pflanze braucht keine Pflege (kein Bewässern, keine Düngung, keine Pflanzenschutzmittel). Sie erfreut ihre Besitzer ohne Zutun durch ein gesundes, üppiges Wachstum. Für eine reiche Ernte sollten aber in regelmäßigen Abständen im Spätherbst die älteren Triebe der Pflanze entfernt werden.

Tierisch beliebt

Bienen, Hummeln, Schwebfliegen und andere Insekten schätzen vor allem das gute Nektarangebot sowie das Pollenangebot der Blüten, das auch bei Schlechtwetter und Regen aufgrund der nach unten ausgerichteten Blüten erhalten bleibt. Die Trachtwerte werden nach Schick und Spürgin¹ mit +++/ gut für den Nektarwert und mit  ++/befriedigend für den Pollenwert angegeben.

Vögel und Kleinsäuger lieben die Beeren, die als sogenannte ‚Wintersteher‘  über den Winter am Strauch bleiben und den Tieren in der kalten Jahreszeit als Futter dienen. Zudem ist das dichte, dornenbewehrte Gehölz ein ideales Nist- und Schutzgehölz für Vögel.

Vitaminreiche Rarität

Die Früchte der Berberitze sind - roh - essbar. Sie werden seit alters her vom Menschen als ‚Obst‘ genutzt. Ihr Geschmack hängt im Wesentlichen vom Reifegrad ab! Am besten erntet man sie nach den ersten Herbstfrösten, wenn das Fruchtfleisch weich und die Kerne dunkel werden. Dann schmecken die Beeren angenehm mild säuerlich. Das Sammeln der Früchte erfordert auf Grund der Dornen allerdings etwas Humor.

Als Erntemethode hat sich eine dünne Schere (z.B. Nagelschere) bewährt, mit der man die Früchte abschneidet. Ein Aufwand, der sich jedenfalls lohnt, denn die kleinen roten Beeren lassen sich in der Küche hervorragend  für verschiedene, vitaminreiche Spezialitäten verwenden - entweder getrocknet oder in Form von erfrischendem Saft, Gelees, Marmeladen und Süßspeisen! Frische Früchte eignen sich als Dekoration für Obstsalate und andere Frucht- und Nachspeisen.

Zum Trocknen werden sie auf einem Backpapier ein paar Tage an einen warmen, trockenen Ort gelegt. Die getrockneten Beeren können im Müsli, für heilsame Tees, schmackhafte Soßen zu Fleisch- und Fischgerichten oder als Zugabe zum Reis verwendet werden. Letzteres ist vor allem in orientalischen Ländern sehr gebräuchlich.

Wertvolle Heilpflanze

Bereits im Mittelalter war die vielseitige Heilwirkung der Berberitze -  von den Früchten bis zur Wurzel - bekannt.

Die Früchte sollen auf Grund ihrer Inhaltsstoffe (Vitamin C, Fruchtsäuren, Carotinoide, Anthocyane, etc.) unter anderem antibakteriell, schleimlösend, fiebersenkend wirken und das Immunsystem stärken – vor allem im Winter, wenn Erkältungskrankheiten an der Tagesordnung sind. In der Ayurveda Medizin gelten sie als eines der besten Mittel, um den Körper zu entgiften (Quelle: www.gartendialog.de)

Im Gegensatz zu den Früchten enthält die gesamte restliche Pflanze (auch die Fruchtstiele!) schwach giftig wirkende Alkaloide, insbesondere den Wirkstoff ‚Berberin‘. In der Volksheilkunde wird die Berberitzenwurzel, die Wurzelrinde oder die Rinde unter anderem bei Leber-, Nieren- und Gallenerkrankungen sowie bei Erkrankungen des Magen-Darmtraktes und bei Rheuma angewendet. Sehr gebräuchlich ist die Verwendung in der Homöopathie.

Viele Arten

In unseren Gärten finden sich oft verschiedenste Berberitzenarten bzw. deren Zierformen. Mit Ausnahme der ‚Korea-Berberitze‘ sind die Früchte dieser Arten für den Rohgenuss und für Verwertungszwecke nicht zu empfehlen.  So gesehen ist die heimische Berberitze in mehrfacher Hinsicht ein echter Gewinn für den Garten!

¹ Schick B. & Spürgin A. (1997): Die Bienenweide. Handbuch der Bienenkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

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