Liguster

Gewöhnlicher Liguster (Ligustrum vulgare)

In den Sommermonaten steigt das Bedürfnis nach einem Sichtschutz für das private Gartenreich. Wer der allgegenwärtigen Thuje überdrüssig geworden ist, kann getrost auf ein Gehölz aus unserer Natur zurückgreifen: den Liguster!

Der Liguster ist ein dicht belaubter, dicht verzweigter sommergrüner Strauch mit einem aufrechten, ca. 1-3 m hohen Wuchs. Seine seidig dunkelgrün glänzenden Blätter erinnern an jene des Buchsbaumes und vermitteln ein gesundes und üppiges Wachstum.

Interessantes Detail

Im Herbst bleibt ein Teil der dunkelgrün, leicht ledrig wirkenden Blätter lange am Strauch. Die Blattfarbe geht dabei häufig ins Violette über. In milden Wintern und in milden Klimalagen kann der Liguster sein Laub sogar bis zum Laubaustrieb im nächsten Frühjahr behalten.

Standort in der Natur

Der licht- und wärmeliebende Strauch ist in der Natur meist auf kalkhaltigem Gestein in lichten Wäldern, an Waldrändern und in Gebüschen anzutreffen. In tieferen Lagen zeigt er sich anspruchslos und wächst vereinzelt auch auf Silikatgestein, in mittleren Gebirgslagen (bis 1400m) bevorzugt er eindeutig sonnige Standorte auf Kalk.

Die Blüten - ein bisschen wie Flieder

Die kleinen, weißen Einzelblüten erscheinen dicht gedrängt in einer reichblütigen endständigen, bis zu 8 cm langen, pyramidenförmigen aufrechten Rispe und erinnern ein wenig an die Blüten des Flieders. Der Duft ist intensiv (streng) und lockt viele Insekten an. Hauptblütezeit: Juni-Juli

Giftig, aber nicht nutzlos!

Aus den Blüten entwickeln sich bis zum Herbst rundliche Beeren, die unreif grün und erst im reifen Zustand schwarz glänzend erscheinen. Für den Menschen sind die Beeren giftig und keinesfalls als Nahrungsmittel zu verwenden! Der Verzehr der Früchte kann zu Übelkeit, Magen-Darm-Entzündungen mit Erbrechen, Durchfällen und Krämpfen führen! Ebenso wie die Beeren sind auch die Blätter und die Rinde des Ligusters giftig, wobei die Wirkung im Gegensatz zur älteren Literatur heute nur mehr als schwach giftig bis giftig eingestuft wird.  Früher beschriebene tödliche Vergiftungen mit Liguster sind nach dem heutigen wissenschaftlichen Stand wohl eher zu bezweifeln.

Als Nahrungsmittel ungeeignet, fand und findet der Liguster vor allem Verwendung als Färbemittel. Sowohl die Beeren als auch die Blätter und die Rinde sind reich an Farbstoffen. Mittels entsprechender Beizen können Farbtöne von violett bis gelb und grün hergestellt werden, zum Färben von Wolle und Textilien. Der rotblaue Saft der Beeren wurde früher auch zur Tintenerzeugung (daher u.a. der Name ‚Tintenbeere‘) oder zum Malen verwendet. Durch die Verwendung unterschiedlicher Zusätze wurden aus dem Saft der Beeren rote, purpurne bis blaue Farbtöne für die Malerei gewonnen.

Attraktiver Sichtschutz - hübsches Ziergehölz

Liguster ist sehr gut schnittverträglich. Zudem ist er anspruchslos, robust, wächst schnell und sehr dicht -  ideal also für die Anlage dichter Schnitthecken. Er kann praktisch in jede Form gebracht werden. Mit seinen dunkelgrünen, gesund glänzenden Blätter die z.T. bis in den Winter hinein am Strauch bleiben bietet er eine schöne heimische Alternative zur Thujen-Hecke. Genau genommen eignet er sich als Schnitthecke sogar besser, da er im Vergleich zur Thuje auch aus altem Holz wieder austreibt. Er wird also praktisch niemals verkahlen, auch wenn man ihn jahrelang vernachlässigt und nicht zurückgeschnitten hat. Er verträgt ‚radikale‘ Schnittmaßnahmen bis ins alte Holz  und treibt immer wieder üppig und dicht aus. Und obwohl er im Winter das Laub zumindest teilweise verliert, gewährt er durch seinen dichtverzweigten Wuchs – der durch regelmäßigen Rückschnitt gefördert wird  - auch im Winter kaum Durchblicke.

Nicht weniger interessant ist der Strauch in freiwachsender Form. Im freien Stand entwickelt er sich zu einem eindrucksvollen, reichblühenden und reichfruchtenden aufrecht wachsendem Ziergehölz mit ca. 2-3 m Höhe. In schattigeren Bereichen bleibt er deutlich kleiner und wächst dafür mehr in die Breite.

Als Bienenweide willkommen

Die Ligusterblüten produzieren sowohl Nektar als auch Pollen. Der Nektar weist einen Zuckergehalt von 34 bis 40 % auf (www.imkerverein-lehrte.de) und wird von Imkern mit einem Trachtwert von 2 (= befriedigend) bewertet. Trachtwerte für die Honigbiene nach Schick und Spürgin¹: Nektarwert ++/befriedigend, Pollenwert +/ausreichend. Abgesehen von Bienen und Wildbienen locken die Blüten sehr stark verschiedene Schmetterlingsarten und viele andere Insekten an.

Das Laub des Ligusters bietet Nahrung für Schmetterlingsraupen, v.a. für die Raupen nachtaktiver Schmetterlinge, wie Nachtschwalbenschwanz und Totenkopfschwärmer. Namensgebend wurde der Liguster für den 9–12 cm großen Ligusterschwärmer (Sphinx ligustri), ebenfalls ein Nachtfalter,  der als Raupe sehr gerne, aber nicht ausschließlich Ligusterhecken besiedelt.

Natürlich bleiben auch die schwarzen Beeren des Ligusters von der Tierwelt nicht ungenützt: 21 Vogel-  und 10 Kleinsäugerarten schätzen die Früchte als Nahrungsquelle, vor allem im Spätwinter, da die Früchte bis lang in den Winter am Strauch bleiben.  

Ob als Zierstrauch, Sichtschutz, Wildstrauchhecke oder Bereicherung für unsere Tierwelt – der Liguster ist im wahrsten Sinne des Wortes ‚Einer für Alle‘.

 

¹ Schick B. & Spürgin A. (1997): Die Bienenweide. Handbuch der Bienenkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

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