Eberesche (Vogelbeere)

Eberesche (Sorbus aucuparia) oder Vogelbeere

Ob für Mensch oder Tier – die Eberesche ist ein ganz besonderer Baum, der auf vielfältigste Weise genutzt werden kann.  Bereits Kaiserin Maria Theresia hat empfohlen, ‚in kalten Gegenden die rothe Vogelbeere als Obstgehölzanzupflanzen‘, um für Notzeiten gerüstet zu sein. Die Vogelbeere ist aber nicht nur ein wertvolles Wildobstgehölze, sondern vor allem auch eine optische Bereicherung für jeden Hausgarten.

Malerischer Hausbaum

Auf Grund ihrer Schönheit und ihrer überschaubaren Größe ist die Eberesche das ideale Gehölz für den Garten! Der mittelgroße Baum wird nicht höher als 8- 12 m und trägt eine lockere, ovale Krone. Mit ihren üppig weißen Blütendolden im Frühjahr, den korallenroten Früchten im Herbst – die bis weit in den Winter hinein am Baum bleiben - sowie der prächtigen, leuchtend rotorangen Herbstfärbung ist sie zu allen vier Jahreszeiten eine Attraktion.

Lebenskraft von der Wurzel bis zur Spitze

Als Pionierbaum kommt sie sehr gut mit unterschiedlichsten Standortbedingungen, bis hinauf zur Waldgrenze, zurecht! Deshalb ist sie auch ideal für höhere, raue Lagen, wo keine anderen Obstsorten mehr gedeihen. Genügsam und anspruchslos benötigt sie kaum Pflege - vermieden werden sollte lediglich eine starke Beschattung oder Standorte, die extremer Trockenheit und Hitze ausgesetzt sind.

Verhängnisvolles ‚Lustgebüsch‘

Die Eberesche wird im Volksmund auch Vogelbeere genannt und ist – wie der Name schon andeutet - der auserkorene Liebling unserer Singvögel! Ihre leuchtenden Früchte reifen von August bis Oktober und können von 63 heimischen Vogelarten als Nahrungsquelle genutzt werden!

Die Vorbliebe der Vögel für diese Beeren war in früheren Zeiten zugleich auch  ihr Verhängnis. Der lateinische Name Vogelbeere leitet sich nämlich von ‚aves capere‘ ab, was nichts anderes als ‚Vögel fangen‘ bedeutet – eine Art der Nahrungsmittelbeschaffung des kleinen Mannes in mittelalterlicher Zeit.

Neben den Vögeln werden die Früchte auch noch von 20 Säugetierarten, wie z.B. dem Siebenschläfer, Haselmaus oder Eichhörnchen geschätzt.

Insekten ‚fliegen drauf‘

Zwischen Mai und Juni erscheinen die weiß bis cremefarbenen, schirmförmigen Doldenrispen. Der Duft, den die Blüten verströmen, ist für uns Menschen eher unangenehm - Bienen und andere Insekten aber ‚fliegen‘ darauf, denn für sie stehen Pollen und ausreichend Nektar bereit. In der Literatur* wird der Nektarwert – den vor allem die Bienen schätzen - mit sehr gut beschrieben, der Pollenwert mit befriedigend. Insgesamt zählt die Vogelbeere für die Imker zu den sehr guten Trachtpflanzen – vor allem im Frühsommer.  *Schick /Spürgin – Die Bienenweide, Ulmer Verlag 1997

Vitaminreiche Spezialität

Im Herbst -  ab Ende August - reifen die korallenroten, kugeligen Früchte. Mancherorts hält sich immer noch hartnäckig das Gerücht, dass Vogelbeeren giftig sind. Das stimmt aber nicht ganz, denn die Früchte der Eberesche werden seit altersher vom Menschen genutzt. Sie zählen zu den typischen ‚Verarbeitungsfrüchten‘. Rohe Früchte enthalten Parasorbinsäure, die den herben, bitteren Geschmack  verursacht und bei Rohgenuss in übermäßigen Mengen Magenreizungen hervorruft. Einige wenige rohe Früchte dagegen sind unbedenklich und regen sowohl den Stuhlgang als auch den Stoffwechsel an.

Die Früchte der Vogelbeere sind ausgesprochen vitaminreich und enthalten ca. 100 mg Vitamin C pro 100 g  Beeren, weshalb der Baum unter anderem den Beinamen ‚Nordische Zitrone‘ erhalten hat. Der hohe Vitamin C-Gehalt unterstützt das Immunsystem und wurde schon von unseren Vorfahren als Mittel gegen Skorbut und Erkältungskrankheiten verwendet. Neben dem hohen Gehalt an Vitamin C enthalten die Früchte auch noch Provitamin A, große Mengen an Fruchtsäure, Gerbstoffe,  ätherische Öle und Anthocyane. Letzter besitzen die Fähigkeit im Körper freie Radikale zu binden, weshalb ihr eine ‚Anti-Aging‘–Wirkung zugeschrieben wird.

Die natürliche Bitterkeit der Früchte wird durch Frosteinwirkung reduziert. Zur Vollreife, also nach den ersten Frösten (ab Anfang Oktober) wird der Geschmack etwas angenehmer. Die in den Früchten enthaltene Parasorbinssäure wird durch Trocknen oder Kochen zu der für den Körper gut verträglichen Sorbinsäure abgebaut.  Verkochte Vogelbeeren eignen sich hervorragend als Beilage zu Lamm und Wild! Darüber hinaus lassen sie sich auch sehr gut zu Marmelade, Kompott, Saft und Sirup verarbeiten. Geschmacklich ausgezeichnete Mischungen gelingen in Kombination mit anderen Früchten wie Äpfel, Birnen und Hagebutten.

Ebenso der Gesundheit förderlich – in Form eines  vitaminreichen Stärkungsmittels, vor allem in der kalten Jahreszeit - sind die getrockneten Beeren. Pfarrer Weidinger empfiehlt deren Einnahme (gut gekaut) auch zur Behandlung von Migräne.  Allerdings haben getrocknete Beeren eine stopfende Wirkung.

Traditionelle Bedeutung hat in unseren Breiten die Herstellung des allseits geschätzten Vogelbeerschnapses – ein Destillat aus voll ausgereiften Beeren. 

Schutz vor dem Unglück

Die Schönheit und die wertvollen Früchte der Eberesche haben die nordisch-germanischen Völker einst dazu inspiriert, sie als ‚Baum des Lebens‘ zu verehren, der das Haus und seine Bewohner vor allem Übel schützen soll. Vereinzelt wird die Eberesche auch mit der Weltenesche ‚Yggdrasil‘ gleichgesetzt.  ‚Yggdrasil‘ ist in der nordischen Götterwelt ein altes Symbol kosmischer Ordnung, welche die drei Ebenen Himmel, Erde und Unterwelt verbindet. Diese mythologische Vergangenheit erlebt derzeit eine Wiederbelebung – vor allem in Schmuckgeschäften. ‚Yggdrasil’ – die Weltenesche - wird häufig in Amuletten und Anhängern dargestellt und verkauft.

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