Pfaffenhütchen

Pfaffenhütchen (Euonymus europaea)

Nicht nur blühende Sträucher setzen im Garten prominente Akzente, sondern auch Sträucher mit auffallendem Fruchtschmuck und schöner Herbstfärbung, wie z.B. das Pfaffenhütchen.

Respektloser Name

Der etwas respektlos anmutende Namen ‚Pfaffenhütchen‘ erklärt sich von selbst, wenn man erst einmal seine Früchte gesehen hat. Unausweichlich verbindet man die kardinalroten, vierteiligen Fruchtkapseln mit einem Birett -  der vierkantigen Kopfbedeckung geistlicher Würdenträger.

Für Spinner und Künstler

Sein zweiter, unverfänglicherer Name, deutet auf die frühere Verwendung des Holzes hin: ‚Spindelstrauch‘. Obwohl das harte, zähe und feinfaserige Holz nicht in einem größeren ‚Stammumfang‘ anfällt, war es vor allem bei Drechslern sehr beliebt und wurde insbesondere zur Herstellung von Spindeln, aber auch für Orgelpfeifen, Schuhnägel und vielem mehr verwendet. Die Holzkohle wurde als hochwertige Zeichenkohle geschätzt.

Natürlicher Standort

In der Natur ist das Pfaffenhütchen auf nährstoffreichen, kalkhaltigen, trockenen bis feuchten Standorten zu finden, in lichten Wäldern, Hecken und Gebüschen - bis in eine Seehöhe von ca. 1200 m. An trockenen Standorten blüht und fruchtet er reicher, an feuchten Standorten wächst er schneller und höher!

Herbstliches Farbspektakel  - knallbunter Blickfang

Zur Blütezeit im Mai - Juni ist das Pfaffenhütchen zugegebenermaßen optisch nicht sehr beeindruckend. Die zarte Schönheit der Blüten eröffnet sich dem Betrachter nur bei genauerem Hinsehen. Erst im Herbst gelangt der Strauch zu seinem optischen Höhepunkt - dann ist er wirklich für niemanden mehr zu übersehen. Ein absoluter Blickfang und unausweichlicher ‚Hingucker‘ sind seine Früchte. Zu Beginn der Fruchtreife - ab August – sind es die karminroten, vierteiligen Fruchtkapseln. Wenn die Früchte reif sind, öffnen sie die Klappen der Fruchtkapseln und  zeigen den leuchtend orange ummantelten Samen. Als ‚Draufgabe‘ präsentiert sich der Strauch im Spätherbst noch in einer spektakulären gelb bis roten Herbstfärbung. Nachdem die Früchte sehr lange am Strauch bleiben, sorgen sie bis weit in den Winter hinein für willkommene,  erfrischende Farbtupfen in der Landschaft.

Auf Kalk vielseitig verwendbar

Das Pfaffenhütchen wächst als locker verzweigter, mittelgroßer Strauch, der durchschnittlich 2-3 m hoch wird. Vereinzelt kann er auch zu einem kleinen Baum heranwachsen. Auf Kalk kommt er sehr gut mit vielen unterschiedlichen Bodenbedingungen zurecht. Am liebsten mag er einen hellen Standort – wenn möglich direkt in der Sonne oder zumindest im lichten Schatten. Nachdem der Strauch etwas wärmebedürftig ist, empfiehlt sich für die Pflanzung eine maximale Seehöhe von ca. 1200 m.

Für den Garten eignet er sich als unkomplizierter Zierstrauch – ideal in einer freiwachsenden Blütenhecke, gemischt mit anderen Gehölzen oder in Einzelstellung. Grundsätzlich ist das Pfaffenhütchen recht schnittfest und lässt sich gut in Form bringen. Allerdings muss beachtet werden, dass die Pflanze erst am zweijährigen Holz blüht. Der Schnitt erfolgt bestenfalls im Herbst. Für eine Verjüngung und einen kompakten  Wuchs werden ältere Hauptäste an der Basis entfernt. Die zahlreich austreibenden neuen Triebe werden dann entsprechend auf die gewünschte  Höhe eingekürzt.

Giftiges Schmuckstück

Das schöne Erscheinungsbild des Pfaffenhütchens darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass er zu den giftigen Sträuchern gehört. Vor allem die Aufsehen erregenden Früchte haben es in sich und dürfen keinesfalls gegessen werden! Nach KANNGIESSER, Dendrologische Toxikologie, 1927 kann der Verzehr von 36 Samen tödlich sein.

Ungeziefer aufgepasst!

Die Giftigkeit der Früchte blieb in früheren Zeiten nicht ohne Nutzen. Aus den zerriebenen Früchten wurde ein ‚Insektengift‘  hergestellt, das gegen Bettwanzen, Kopfläuse und Krätzmilben zum Einsatz kam. Nachdem das Pulver nicht eingeatmet werden sollte, wurde es mit Fett vermengt und so angewendet. Teilweise wurde auch ein Aufguss der getrockneten Früchte gegen das Ungeziefer einsetzt.

Unscheinbar und doch verführerisch

So unscheinbar sich die kleinen, weißlich-grünen Blütenblätter darstellen, so verführerisch sind sie für die Insektenwelt. Nektar und Pollen werden liebend gern von Insekten aller Art - darunter natürlich auch von Honigbienen  - gesammelt. Trachtwerte für die Honigbiene nach Schick und Spürgin¹: Nektarwert ++/befriedigend, Pollenwert +/ausreichend. Genauer unter die Lupe nehmen kann man die Blüten und ihre Besucher am Übergang vom Frühling zum Frühsommer.

Rotkehlchens ‚Leibspeise‘  

Wenn in der kalten Jahreszeit unsere heimische Vogelschar wieder Mühe hat Futter zu finden, kommt ein Pfaffenhütchen gerade recht. Von der Giftigkeit der Früchte zeigen sich die Vögel völlig unbeeindruckt – ganz im Gegenteil: bei ihnen stehen die orangen Samen als nahrhafte Futterquelle hoch im Kurs.  24 Vogelarten nutzen sie bis sie weit in den Winter hinein als natürliche Alternative zu Futterringen und Meisenballen. Einen besonderen Gefallen an den Früchten finden die Rotkehlchen, was dem Strauch im Volksmund den Namen ‚Rotkehlchenbrot‘ eingebracht hat.

Das Pfaffenhütchen ist im Herbst und Winter ein Aufsehen erregender Zierstrauch und gehört für unsere Vogelwelt zu den Top 10 der heimischen Beerensträucher.

 

¹ Schick B. & Spürgin A. (1997): Die Bienenweide. Handbuch der Bienenkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

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