Traubenkirsche

Gewöhnliche Traubenkirsche (Prunus padus)

Die Traubenkirsche gehört zu unseren heimischen Wildobstgehölzen und ist eng mit der Kirsche verwandt.

Typisch für die Traubenkirsche ist ein oft mehrstämmiger Wuchs als großer Strauch oder kleiner Baum mit einer Höhe von 8-10 (12) m. Durch die tief angesetzte, dichte aber  meist schmale Krone mit leicht überhängenden Zweigen wirkt das Gehölz schlank und äußerst attraktiv. Die Blätter erinnern mit ihrer ausgeprägten Sägezähnung stark an die Verwandtschaft mit den Kirschen und haben eine rote oder gelbe Herbstfärbung. Unverwechselbar machen die Traubenkirsche aber ihre duftenden Blütentrauben, die im Frühsommer gemeinsam mit dem Laubaustrieb erscheinen.

Typisches Auwaldgehölz

In der Natur findet man die Traubenkirsche als klassisches Gehölz der Auwälder, Ufergebüsche oder sonstiger feuchter Waldstandorte, gerne in Gesellschaft von Erlen und Weiden. Sie bevorzugt frische bis feuchte, nährstoff- und humusreiche Böden in der Sonne oder im Halbschatten und gilt als Grundwasserzeiger.

Verschwenderische Blütenfülle

Ab April erscheinen in verschwenderischer Fülle die meist hängenden  Blütentrauben. Jede dieser Trauben besteht aus zehn bis zwanzig weißen Einzelblüten. Der Duft der Blüten ist süßlich schwer und so intensiv, dass er auch in einigen Metern Entfernung vom Gehölz noch gut wahrgenommen werden kann. 

Das blüht den Tieren

Eine einzige Traubenkirsche sorgt für eine Fülle von Leben im Garten. Die Blüten bieten Nektar und Pollen für Wildbienen, Bienen, und andere Insekten. Nach ‚Schick und Spürgin¹ wird ihr Nektarwert mit ++++/ sehr gut und ihr Pollenwert mit  ++/befriedigend angegeben. Vögel ‚lieben‘ die Früchte  aber auch die  Anwesenheit der zahlreichen Insekten, was die Traubenkirsche in mehrfacher Hinsicht zu einem bedeutenden Vogelnährgehölz macht!   

Ein Irrtum

Vereinzelt kann es vorkommen, dass die Traubenkirschen im Frühsommer von der Traubenkirschen-Gespinstmotte heimgesucht werden. Es ist jedoch ein weit verbreiteter Irrtum, dass diese auf Obstbäume überwechseln können! (Mag. Dr. Peter Huemer – Schmetterlingsexperte, Naturwissenschaftliche Sammlungen, Tiroler Landesmuseen-Betriebsg.m.b.H). Traubenkirschen-Gespinstmotten fressen ausschließlich an der Traubenkirsche! Sie bleibt bei so einem ‚Überfall‘ also jedenfalls alleiniges ‚Opfer‘, kann sich aber erstaunlich rasch wieder erholen und treibt neu aus.

Naschobst für Kenner

Der namensgebende, traubige Fruchtstand erscheint im Spätsommer. Die kleinen, rundlichen Früchte sind zunächst rot, im reifen Zustand glänzend schwarz. Das Fruchtfleisch der ca. erbsengroßen ‚Kirschen‘ kann bedenkenlos gegessen werden. Es hat allerdings einen bitter-süßlichen Geschmack und erinnert wenig an die nahe Kirschverwandtschaft. Zu beachten ist,

dass die in den Steinkernen enthaltenen Samen giftig sind! Sie beinhalten verschiedene Blausäureglycoside, welche beim Zerbeißen des Kerns frei werden. Die Kerne sollten also weder zerbissen noch verzehrt werden! Entfernt man die Kerne, können die Früchte, die reich an Vitamin C und verschiedenen Mineralstoffen sind, sehr gut zu Saft, Marmeladen oder einem wohlschmeckenden Likör verarbeitet werden! Geeignet sind die farbintensiven Früchte auch zum Einfärben von Wolle, die dadurch einen zartlila Farbton erhält. 

‚Duft-Oase‘ im Garten

Im Garten findet die attraktive ‚Naturschönheit‘ vor allem als Duft- und Ziergehölz Verwendung. Auf Grund ihrer vielen Triebe kann sie als mehrstämmiger großer Strauch oder aber auch als ‚kleiner‘ Baum  gezogen werden. Sie ist sehr gut schnittverträglich und lässt sich – wenn man sie kleiner halten will - beliebig ‚in Form bringen. Entscheidend für ein gesundes Wachstum der Traubenkirsche ist ein humoser, lockerer Boden mit ausreichender Wasserversorgung. Nicht zu verwenden ist sie auf trockenen oder stark verdichteten Böden!

Werden diese Ansprüche berücksichtigt, dann verwandeln ihre Blüten im Mai jeden Garten in eine ‚Duft-Oase‘ und sorgen für tiefe, entspannte Atemzüge. Von einer Verwendung direkt am hausnahen Sitzplatz muss allerdings abgeraten werden, da sie durch abfallende Blüten, den farbintensiven reifen Beeren und dem intensiven Vogelbesuch doch erhebliche Reinigungsarbeiten verursacht.

Verwechslungsmöglichkeit

Nicht zu verwechseln ist unsere Heimische Traubenkirsche (Prunus padus) mit der Spätblühenden Traubenkirsche (Prunus serotina). Letztere ist kein heimisches Gehölz, sondern eine amerikanische Baumart, die bereits Anfang des 17. Jhd. nach Europa eingeführt wurde.  Sie bevorzugt eher trockenere Standorte und gehört zu jenen ‚neuen Pflanzen‘ (Neophyten), die sich unerwünschter Weise stark in unserer Natur ausbreiten können.

 

¹ Schick B. & Spürgin A. (1997): Die Bienenweide. Handbuch der Bienenkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

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