Faulbaum

Faulbaum (Frangula alnus)

Wer einmal an der abgeschälten Rinde eines Faulbaumes gerochen hat, wird sich das Gehölz für immer merken, denn der unangenehme Geruch prägt sich ein. Auf ihn ist auch der gebräuchlichste Name zurückzuführen: Faulbaum. Kein attraktiver Name, und doch wäre es fatal, den Strauch voreilig als Gartenpflanze auszuschließen, birgt er doch für Naturliebhaber und Bienenfreunde sehr viel Wertvolles und Vorteilhaftes!

Dekorativ  für alle Fälle

Für gewöhnlich wird der sommergrüne, hübsche Strauch mit schlanker Gestalt 2-3 m hoch - in Ausnahmefällen kann er auch eine Höhe von bis zu 5 m erreichen und als kleiner Baum verwendet werden. Er bevorzugt nasse oder feuchte Standorte, gedeiht aber genauso auf trockenen Standorten, kalkreiche Böden werden ebenso vertragen wie kalkarme Böden und Sonne genauso wie Schatten. Damit ist er im wahrsten Sinn des Wortes die richtige Wahl für alle Fälle und löst so manches Gestaltungsproblem - mit zusätzlichen ökologischen Bonuspunkten!

Einzigartiges Blühverhalten

Die Blüten des Faulbaumes sind wenig spektakulär: klein, grünlich-weiß und eher unscheinbar. Das wirklich besondere ist das Blühverhalten. Nach der Hauptblütezeit im Mai öffnen sich bis in den Herbst hinein laufend weitere Blüten. Deshalb findet man am Strauch Blüten und gleichzeitig Früchte in verschiedensten Entwicklungsstadien, von grün über rot bis zu den violettschwarzen, reifen Früchten. Ein Phänomen, das man normalerweise nur bei tropischen Pflanzen beobachten kann.

Geheimtipp der Imker

Neben der außergewöhnlich langen Blütezeit zeichnen sich die Blüten noch durch ihren Nektargehalt aus.  In Summe ein wahrer Segen für unsere Insektenwelt – insbesondere für Honigbienen – denn damit haben sie auch in Zeiten, in denen es allgemein wenig ‚zu holen‘ gibt,  eine verlässliche Nahrungsquelle! Die Blüten präsentieren sich zwar nicht in Form einer ‚Massentracht‘, sondern portionsweise, eine nach der anderen, dafür aber den ganzen Sommer lang. Ein Geheimnis, das Imker schon lange kennen!

Leben für leuchtend bunte Schmetterlinge

Der Faulbaum ist aber nicht nur eine Nahrungsquelle für Blütenbesucher. Bereits ein einziger Strauch reicht aus, um leuchtend bunte Schmetterlinge in den Garten zu holen. Vor allem für die Raupen des hellgelben Zitronenfalters oder jene des leuchtend blauen Faulbaum-Bläulings oder des smaragdgrünen Brombeerzipfelfalters ist er eine bedeutende Futterpflanze.  Ihre Raupen lieben Faulbaumblätter! Ein Zitronenfalterweibchen legt seine Eier z.B. vorwiegend auf den Blättern des Faulbaumes ab, nur in seltenen Fällen auch auf dem Kreuzdorn. Andere Blätter können die Raupen nicht nutzen!

Für ‚alle Vöglein‘ und das ‚Kleingetier‘

Die kugeligen, erbsengroßen Früchte sind als Nahrung bei unseren Vögeln äußerst beliebt. Mönchsgrasmücken, Rotkehlchen, Nachtigall und über 30 weitere Arten lassen sich die Beeren im Herbst schmecken. Daneben bedienen sich noch zahlreiche Kleinsäuger wie die Haselmaus gerne an den saftigen Happen. Aber Achtung – nur keine falschen Rückschlüsse! So gerne die Beeren von Tieren gefressen werden, für uns sind sie giftig!

Gift oder Medizin – die Dosis macht‘s

Was giftig ist, hat in den meisten Fällen auch eine medizinische Wirkung. Grundsätzlich ist der Faulbaum mit Vorsicht zu ‚genießen‘. Schon wenige Beeren können zu Übelkeit, Erbrechen und schweren Durchfällen führen.

Andererseits wurde der Faulbaum seit alters her als Heilmittel verwendet. In erster Linie wurde seine abführende Wirkung genutzt. Die getrocknete und gut abgelagerte Rinde (mindestens 1 Jahr!) galt als mildes und effektives Abführmittel. Sie wurde in der Volksmedizin auch als Mittel gegen Leber- und Gallenleiden und zur Blutreinigung eingesetzt. Die Anwendung war und ist auf einen Zeitraum von max. 1 bis 2 Wochen beschränkt.

Explosiv

Neben dieser medizinischen Anwendung hatte der Strauch noch eine weitere, weit verbreitete und deshalb schon fast politische Bedeutung. Bis in das 19. Jahrhundert wurde die Holzkohle des Faulbaums zusammen mit Schwefel und Salpeter zur Herstellung von Schwarzpulver (Schießpulver) verwendet. Begehrt war die Holzkohle deshalb, weil sie einen sehr geringen Aschenanteil aufweist und sich daher bestens für die Herstellung des Schießpulvers eignete. Das brachte ihm einen weiteren, gebräuchlichen Namen ein: ‚Pulverholz‘.

Im Garten

Für unsere Verwendung im Garten ist der Faulbaum extrem pflegeleicht und vor allem auf Grund seiner Wuchsform, sowie der  erbsengroßen – allerdings giftigen – Früchte,  optisch attraktiv und eine Zierde im Garten. Bemerkenswert ist seine gelbe Herbstfärbung - je sonniger der Standort, umso leuchtender!  Auf Grund seiner Wertigkeit von der Blüte bis zum Blatt,  insbesondere für die Bienen, sollte er als dekorative und wertvolle Ergänzung für frei wachsende Strauchhecken in keinem Naturgarten fehlen.

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