Wer jetzt im Sommer in den Bergwäldern unterwegs ist, kann vor allem an Waldrändern, auf Lichtungen und Schlagfluren, einen interessanten heimischen Wildstrauch mit auffällig korallenrot leuchtenden Früchten antreffen: den Roten Holunder (oder Traubenholunder).
Anders wie sein berühmter Verwandter, der Schwarze Holunder, fristet der 'Rote' ein weniger bekanntes Dasein. Früher noch als vitaminreiches Wildobst in den Bergregionen geschätzt, bleiben seine Früchte heute nahezu unbeachtet. Schade eigentlich, denn die Früchte sind – richtig zubereitet - schmackhaft, gesund (viel Vitamin C, Provitamin A, Vitamin B) und lassen sich ebenso wie jene des Schwarzen Holunders verarbeiten. Zudem lässt sich auch der Rote Holunder als Heilmittel verwenden.
Als klassisches Pioniergehölz bevorzugt der an sich völlig unkomplizierte Strauch die Sonne, fühlt sich aber auch im Halbschatten und lichtem Schatten noch sehr wohl! Das einzige, das er nicht verträgt, ist zu große Trockenheit und kalkhaltige Böden (Mehltaubefall!).
Mit einer Wuchshöhe von ca. 2-3 m bleibt der dicht verzweigte Rote Holunder deutlich kleiner und zierlicher als der stattliche Schwarze Holunder. Seine relativ kompakte Krone und die leicht bogig überhängenden Zweige machen ihn zu einem äußerst interessanten Zierstrauch für den Garten.
Die dichten, gelblichen bis cremeweißen Blütenstände erscheinen bereits meist Anfang April. Sie bestehen aus zahlreichen kleinen Einzelblüten, die nicht wie beim Schwarzen Holunder tellerförmig-flach angeordnet sind, sondern kegelförmig in einer aufrechten Rispe. Sie duften herrlich angenehm, sind enorm pollenreich und bieten unzähligen Insekten wie Schmetterlingen, verschiedenen Käferarten, Schwebfliegen, aber auch Bienen eine üppige Mahlzeit.
Anders als die Blüten des Schwarzen Holunders können die Blüten des Roten Holunders jedoch nicht für Saft und Sirup verwendet werden, weil sie sich geschmacklich dafür einfach nicht eignen. Als Heilmittel finden die getrockneten Blüten aber Verwendung in Form eines schweiß- und harntreibenden Tees. (Quelle: www. heilkraeuter.de)
Die dichtstehenden, kugeligen Früchte reifen bereits ab Juli und gehören damit zu den ersten Wildfrüchten im Kalenderjahr. Auch wenn die korallenrot leuchtenden Früchte zum Naschen verlocken, sollten sie – ebenso wie die Früchte des Schwarzen Holunders - nicht roh gegessen werden! Die Kerne enthalten verschiedene Substanzen, die als schwach giftig gelten. Sie wirken abführend und lösen Erbrechen aus, insbesondere wenn die Kerne gekaut werden!
Obwohl die Früchte des Roten Holunders in rohem Zustand nicht zu empfehlen sind, lassen sie sich in der Küche genauso verwenden wie jene des Schwarzen Holunders. Wichtig ist nur, dass bei der Verwertung der Früchte die Samen entfernt werden! (z.B. kurz aufkochen und durch ein Sieb streichen). Die Früchte können zu Saft, Marmelade oder Gelee verarbeitet werden. Sie lassen sich auch hervorragend mit anderen Früchten kombinieren. Wer mit einer kleinen Menge einen ersten Versuch wagen möchte, findet HIER passende Rezepte.
Der Geschmack des Roten Holunders ähnelt dem des Schwarzen Holunders, nur etwas herber und bitterer. In ungesüßter und unverdünnter Form könnte der Rote Holunder also geschmacklich zu einer im wahrsten Sinn des Wortes 'herben' Enttäuschung führen. Für eine schmackhafte Zubereitung sollte man auf entsprechende Rezepte zurückgreifen (oder auf viel Zucker!).
Der Rote Holunder eignet sich nicht nur wegen seiner duftenden Blütenrispen im April und dem üppigen, korallenroten Fruchtschmuck für den Garten, sondern auch auf Grund seiner zierlichen, kompakten Wuchsform mit relativ runder Krone und leicht überhängenden Zweigen.
Der üppig fruchtende Strauch bietet ein prachtvolles Bild!
Er lässt sich gut in eine Strauchhecke integrieren, eignet sich aber auch hervorragend für den Einzelstand! Wichtig ist nur die Berücksichtigung der Standortansprüche: der Boden darf nicht zu trocken und keinesfalls kalkhaltig sein!
Wer diese Bedingungen bieten kann wird in mehrfacher Hinsicht viel Freude mit dem Roten Holunder haben: ob als Wildobstgehölz oder einfach nur als dekorativer Zierstrauch mit hohem ökologischen Wert, denn nicht nur die Blüten sind in der Tierwelt heiß begehrt, sondern auch die Früchte, die 47 Vogel- und 5 Säugetierarten vor allem im Spätherbst eine wertvolle Nahrung bieten.