Hundsrose

Die Hundsrose (Rosa canina)

‚Hundsrose‘  ist ein nicht unbedingt schmeichelnder Name für ein Gehölz, das Zierde und Nutzen in einer fast vollendeten Art und Weise miteinander verbindet. Der schöne Strauch mit den duftenden Blüten und den kostbaren Früchten wird schon seit Jahrhunderten als Nahrungsmittel verwendet und  in der Volksmedizin gegen etliche Beschwerden eingesetzt.  

Die Hundsrose ist eine heimische Wildrose, die bei uns noch recht häufig anzutreffen ist. Ihr Name leitet sich vermutlich aus ihrer früheren Verwendung ab:  Bissverletzungen durch tollwütige Hunde wurden mit dem Wurzelsaft der Rosa canina behandelt. Eine andere, modernere Namensdeutung bringt ihren Namen in Zusammenhang mit ‚hundsgewöhnlich‘, weil sie enorm anpassungsfähig ist und daher in vielen Lebensräumen ‚Fuß fassen‘ kann.  Sie wächst als Pionier und Bodenfestiger an  Wald- und Wegrändern, in Hecken,  auf Steinlesehaufen, mageren Weiden oder lichten Wäldern. Bevorzugt werden kalkreiche, trockene oder frische Böden vom Tiefland bis in ca. 1500 m Seehöhe, aber auch mäßig saurer Untergrund wird toleriert.

Eine Rose wie im Märchen

Allein schon ihre Wuchsform verzaubert den Garten. Der locker aufrecht wachsende 2 bis 3 m hohe  Strauch ist gekennzeichnet durch lange, bogenförmig überhängende Äste. Auf der Oberseite dieser Bögen, vor allem im Bereich der stärksten Krümmung entspringen dann wieder neue Triebe. So entsteht über die Jahre ein etagenförmiger, ausladender Aufbau des Gehölzes.

Natürlicher Charme

Von Anfang Juni bis in den Juli hinein zieren schwach duftende Blüten den Strauch. Sie sind meist zartrosa (selten weiß oder kräftig rosa) und stehen oft zu zweit oder zu dritt, selten auch zahlreicher zusammen. Sie bilden einen schönen Kontrast zum dunkelgrünen  Laub. Die einzelnen Blüten sind kurzlebig und nur wenige Tage geöffnet, was aber nicht störend wahrgenommen wird, da sich aus der Knospenfülle laufend neue Blüten öffnen. Wie alle Wildrosen blüht sie nur einmal im Jahr. Großzügig schmücken dafür im Herbst die Hagebutten den Strauch.

Ein Lied auf die Hagebutte

Es gibt wohl wenige Obstsorten, für die ein eigenes Lied komponiert wurde. Für die Hundsrose und ihre roten, essbaren Früchte schon. Seit Generationen werden die Hagebutten als ‚Männlein im Walde‘ besungen. Aber so eine Hagebutte ist nicht nur schön anzusehen. Sie gehört – neben dem Sanddorn – zum wertvollsten heimischen ‚Wildobst‘. Der enorm hohe Gehalt an verschiedenen Vitaminen & Mineralstoffen machen die Hagebutten zu einem wirksamen Mittel, um  Erkältungskrankheiten vorzubeugen und das Immunsystem zu stärken. Vor allem der hohe Vitamin  C- Gehalt stellt jede Zitrusfrucht in den Schatten. Nebenbei beruhigt ihr Vitamin B1 die Nerven und das Eisen unterstützt die Blutbildung. Entsprechend ihrer wertvollen Inhaltsstoffe wird sie in vielerlei Form verarbeitet – vom Aufstrich über Wein und Likör bis zum Sirup und der Marmelade. Auch viele Kochrezepte,  Kuchen und süße Nachspeisen lassen sich mit Hagebutten zubereiten.   

Natürlich kann aus den Hagebutten auch ein gesundheitsfördernder und wohlschmeckender  Tee bereitet werden. Entweder aus Blättern, den ganzen Früchten, den Fruchtschalen oder nur aus den getrockneten ‚Kernen‘. Ein Tee allein aus den Blütenblättern schmeckt parfümiert – ist aber einen Versuch wert!

TIPP: Hagebutten-Kerntee ist sehr wohlschmeckend (erinnert mit viel Fantasie an Vanille) und wurde früher in der Volksheilkunde unter anderem als Mittel gegen Rheuma und Gicht verwendet.

Wem diese Verwertungsmöglichkeiten noch nicht genügen, der kann die Blütenblätter direkt vom Strauch naschen  -  als süße Nachspeise - oder zumindest die Nachspeise damit dekorieren.

Nahrung für flotte Bienen

Wildrosen wie die Hundsrose gehören zu den wichtigsten Pollentrachtpflanzen für unsere Bienen. Der Pollenwert wird nach Schick und Spürgin¹ mit  ++++/sehr gut bewertet.  Die Blütenpollen dienen dank ihres Eiweiß- und Vitamingehaltes als Aufbaufutter und sind zur Aufzucht der Brut unerlässlich. Immerhin braucht ein einziges Bienenvolk zur Ernährung von Larven und jungen Bienen im Lauf eines Jahres etwa 35 kg! Blütenstaub². Nach dem großen Blühen im Mai wird in vielen Gebieten das Pollenangebot rar. Dieser Nahrungsengpass kann mit Wildrosen und anderen Gehölzen (z.B. Himbeeren, Brombeeren, Faulbaum, etc.), deren Blütezeit in diese sogenannte ‚Trachtlücke‘ fällt,  überbrückt werden.

Traumhafte Kombinationen

Die Hundsrose lässt sich im Garten vielseitig einsetzen:  einzeln, in Gruppen oder als freiwachsende Hecke z.B. zur Grundstücksbegrenzung. Vor allem an sonnigen, durchaus auch trockenen Standorten entfaltet sie ihrer ganze Schönheit und Blühkraft.

Hervorragend kombinieren lässt sich die Hundsrose mit anderen Wildrosen, die ähnliche Standortansprüche aufweisen, wie z.B. der wunderschönen Rotblättrigen Rose (Rosa glauca), der Apfelrose (Rosa villosa) mit ihren karminroten Blüten, und der intensiv rosa blühenden Weinrose (R.rubiginosa). Eine traumhafte und wertvolle Hecke! Die Früchte all dieser Rosen sind in der Wildobstküche verwendbar.  Zudem zieht sie eine enorme Vielzahl an Bienen an und bietet Vögeln geschützte Nist- und Rastplätze. Nicht weniger schön sind Kombinationen mit anderen fruchttragenden Gehölzen wie z.B. Berberitzen, Holunder, Sanddorn und Schlehdorn.

Hinreißend wirkt eine Hundsrose auch in Einzelstellung zusammen mit mehrjährigen Stauden. Ideale und gleichermaßen anspruchslose Begleiter für sonnige, trockene Lagen sind die Rote Spornblume (Centranthus ruber),  blaublühende Herbstastern (z.B. Aster cordifolius ‚Little Carlow‘) und die blaublühende  Katzenminze (Nepeta faassenii). Von den Bienen bestens besucht blüht dieses pflegeleichte Ensemble von Mai bis Oktober!

Achtung: Von der Hundsrose nicht vertragen werden Bodenverdichtungen und Staunässe!

Rosenträume ohne Gift

Die Hundsrose ist, wie alle anderen Wildrosenarten, ausgesprochen gesund und winterhart. Die geringen Standortansprüche sowie ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber Krankheiten und Schädlingen machen sie zu einem sehr pflegeleichten Gehölz, das keinen Kunstdünger-  und Spritzmitteleinsatz erfordert. Grundsätzlich sind auch keine Schnittmaßnahmen notwendig. Wer allerdings nicht ausreichend Platz zur Verfügung hat, sollte regelmäßig oder in mehrjährigem Abstand einen Verjüngungsschnitt durchführen und Triebe, die drei Jahre und älter sind, direkt an der Basis entfernen. Er verjüngt und hält den Strauch größenmäßig ‚im Zaum‘, schränkt aber die Blütenentwicklung nicht ein, da Wildrosen am zweijährigen Holz blühen.

Wo immer sich also ein Platz für die Pflanzung von Gehölzen bietet, sollte unbedingt an unsere Wildrosen gedacht werden!

 

¹ Schick B. & Spürgin A. (1997): Die Bienenweide. Handbuch der Bienenkunde. Eugen Ulmer Verlag, Stuttgart.

² Quelle: Bayrische Landesanstalt für Wein- und Gartenbau;  Fachzentrum Bienen

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